Höhlenausrüstung
Was brauchst Du an Equipment und worauf solltest Du achten?
Ein kurzer Guide zu den wichtigsten Elementen. Hier kannst du ein Beispiel sehen, wie persönliches Equipment aussehen kann. Natürlich gibt es viele individuelle Varianten. Wichtig ist, dass du dich gerade am Anfang von Experten_innen beraten lässt; nicht alles, was "gut aussieht", ist auch sicher. Achte darauf, dass du im Umgang mit deinem Material geübt bist; Handgriffe, die bei Tageslicht "easy" sind, können in der Dunkelheit zur Herausforderung werden. TIP: Versuche, ohne Licht die Batterien deiner Stirnlampe zu wechseln, bzw. am Seil hängend deine Ersatzlampe aus dem Schleifsack zu holen.
Wie man mit dem Equipment umgeht, erfährst du in der Technik-Sektion oder bei einem Kurs bei einem der Vereine.
Ausführliche Informationen zur Höhlenbefahrung und zur Ausrüstung erhältst du hier: https://hoehle.org/downloads/merkblaetter/Spelaeomerkblaetter-gesamt.pdf (Stand 6.1.2020)
Und Bitte: Gehe niemals alleine in eine Höhle!!!
Standard Ausstattung
Es ist nicht notwendig, sich sofort alle Bestandteile der Ausrüstung zu kaufen, besonders, wenn man einfach erstmal das Hobby testen möchte. Man kann vieles leihen und zu Beginn genügt sicher eine einfache Stirnlampe in Kombination mit einer Taschenlampe als Ersatz.
Für den Anfang reicht häufig natürlich jede robuste und warme Kleidung. Auf Dauer, vor allem wenn enge und feuchte Höhlen befahren werden, ist allerdings ein Schlufanzug (Schlaz) fast unumgänglich.
Der Anzug sollte bei kompletter Streckung im Schritt sitzen und einen Gummizug über der Hüfte haben um beim Gehen nicht zu tief zu rutschen. Das Oberteil sollte weit genug sein, um für alle Bewegungen frei zu sein.
Fahrradhelme und andere Weichschalenhelme sind für eine Höhlenbefahrung nicht geeignet! Nur Hartschalenhelme können bei Steinschlag schützen.
Es ist wichtig, dass eine Stirnlampe sicher angebracht werden kann und dass der Helm verstellbar ist. Nur so kann ein optimaler Sitz -auch beim Tragen unterschiedlicher Mützen/Tücher- gewährleistet werden.
Einer der wichtigsten Teile der Ausrüstung!
Ohne Licht ist jede Bewegung in der Höhle gefährlich; es ist fast unmöglich, in vollkommener Finsternis den Weg aus einer Höhle wieder hinauszufinden.
Deshalb ist es Pflicht, auch bei kleinen Höhlentouren eine unabhängig funktionierende Backup-Lampe und Ersatzakku/-batterien dabeizuhaben.
Es ist wichtig, bei der Beleuchtung auf Qualität zu setzen. Vorteilhaft bei der Auswahl des Lichtsystems ist eine Kombination aus Raumlicht-LED zum Gehen und einem Spot, um Höhlenräume ausleuchten zu können. Auch sollte auf eine Resistenz gegenüber Schmutz und Feuchtigkeit geachtet werden.
Wenn man selbst eine Tour plant
Ein normaler Rucksack hat meist eine Oberfläche mit Schnallen und Bändeln, die sich v.a. in Engstellen gerne am Gestein verfangen.
Deshalb sind in der Höhle "Schleifsäcke" aus stabilem, schmutz- und feuchtigkeitsresistentem Planenmaterial ohne Aussentaschen besser geeignet.
Die Säcke sind in unterschiedlichsten Größen erhältlich und wie der Name schon sagt, lassen sie sich problemlos auch einmal über den Boden "schleifen".
Notfallmaterial
Bei jeder Höhlentour sollte angepasst an Höhlenart und geplanter Tourdauer immer mindestens ein Erste-Hilfe-Set mitgeführt werden.
Dazu gehören mind. 2 Rettungsdecken, eine Wärmequelle (Kerze & Feuerzeug) und Verbandmaterial.
Nach der Verletzung ist die Kälte in der Höhle meist auf Dauer das größte Problem.
Bei jeder Tour sollte eine außenstehende Person einen Plan bekommen, was sie zu tun hat, wenn man sich zur vor Tourbeginn festgelegten Zeit nicht zurückgemeldet hat.
Die Retter_innen brauchen zumindest den Höhlennamen und den Bereich, in dem zu suchen ist.
UHR mitnehmen, Zeit nicht zu knapp und nicht zu lang planen und eher frühzeitig zurück sein!
Rückmelden nicht vergessen!
Denke daran, dass eine Rettungsaktion aus einer Höhle viel länger dauert, als die Bergung an der Oberfläche. Deshalb ist es wichtig, für diesen Fall vorzusorgen, auch wenn man die Dinge in den meisten Fällen umsonst mitnimmt.
Du brauchst außer dem Erste-Hilfe-Set immer eine Notfalllampe, Ersatzakkus/-batterien, wärmende Kleidung, Nahrung und Wasser.
Für die Befahrung von Vertikalhöhlen benötigt man eine Technik, die es ermöglicht, an einem Seil ab- und wieder aufzusteigen. Diese Technik nennt man SRT-Technik (Single-Rope-Technik)
Für diese Fähigkeit benötigst Du spezielles Equipment, welches im Anschluss gezeigt wird.
Es ist lebensnotwendig, sich gut in diese Technik einweisen zu lassen und sicher mit dem eigenen Material umgehen zu können!
Achte bei der Auswahl deines Equipments immer auf Qualität; Vorsicht ist immer bei gebrauchtem Material, insbesondere bei Gurten und Seilen geboten! Überprüfe dieses unbedingt vor jeder Tour und halte dich an die angegebenen Verschleißzeiten!
Sie ist deine Steighilfe, die einhändig am Einfachseil eingehängt werden kann und fest mit dem Halbrundkarabiner deines Gurtes verbunden ist. Kleine Zähnchen fixieren die Klemme unter Belastung fest am Seil. Nach dem Lösen der Belastung kann die Klemme einhändig im Wechselspiel mit der Bruststeigklemme und der Trittschlinge weiter nach oben geschoben werden, um den Aufstieg zu ermöglichen. Es gibt Rechts- und Linkshänderversionen.
In die Lasche unten wird die Trittschlinge und ggf. die lange Sicherungsschlinge eingehängt.
Diese Klemme wird in den Halbrundkarabiner, der den Gurt zusammenhält, eingehängt und vom Brustgurt nach oben gehalten.
Die Bruststeigklemme funktioniert ähnlich wie die Handsteigklemme und macht das Aufsteigen am Seil im Wechselspiel mit dieser möglich.
Manche verwenden auch noch eine Fußsteigklemme, diese ist allerdings nicht notwendig für SRT-Aufstiege am Seil.
Die Auswahl an verschiedenen Geräten ist groß. Grundsätzlich sollte allerdings ein Gerät verwenden werden, welches das Seil nicht verdreht wie ein HMS-Knoten, Achter, usw., da meist das Seil an beiden Enden fixiert ist und sich nicht mit drehen kann.
Ein passender Karabiner zum Befestigen des Abseilgerätes am Gurt ist natürlich wichtig. Meist kommt hier ein ovaler Schraubkarabiner oder ein spezieller Karabiner für das Abseilgerät wie für das Petzl-Stop zum Einsatz.
Die Trittschlinge wird am besten mit einem Schnappkarabiner oder einem Schraubglied in die Handsteigklemme eingehängt.
Es empfiehlt sich, die Trittschlinge entweder mit einem Schraubglied oder einem Schnappkarabiner an der Handsteigklemme zu befestigen.
Ein leicht zu öffnender Karabiner bietet die Möglichkeit, die Schlinge schnell als Tritt oder behelfsmäßige Leiter an eine Umsteigsstelle zu hängen.
Ein Höhlengurt sollte robust und abriebfest sein. Er sollte nicht zu viele Materiallaschen haben, da man schnell in Engstellen daran hängenbleiben kann.
Zentrale Bedeutung hat der "Halbrundkarabiner", der den Gurt zusammenhält und an dem deine anderen Bestandteile des Sicherungssystems befestigt sind.
Du solltest vor jedem Einsatz deines SRT-Systems überprüfen, ob dieser Karabiner fest geschlossen ist.
Der Brustgurt ist zur Fixierung der Bruststeigklemme nötig und verhindert ein Zurückkippen des Oberkörpers im tief sitzenden Höhlengurt.
Beim Auf- und Absteigen am Seil hält er dich aufrecht entlang des Seils.
Eine einfache Schlinge wie die Petzl Torse verhängt sich selten, ein Schultergurt ist jedoch manchmal etwas bequemer.
Sicherungsschlinge(n)
Meist werden drei Schlingen, Bänder oder Seile verwendet.
Lange Sicherung für die Sicherung des Körpers an der Handsteigklemme (ca. 80-100 cm)
Mittlere Standsicherung für die Sicherung des Körpers an Fixpunkten oder Seilen (ca. 55-65 cm)
Kurze Sicherung für Quergänge am Seil (ca. 30 cm)
Jede Schlinge braucht natürlich einen Schraubkarabiner (am besten mit "Keylock".
Statikseile mit ca. 9-10 mm sind Standard.
Dünnere Seile sind von den Steigklemmen und Abseilgeräten häufig nicht offiziell zugelassen und reduzieren die Kontrolle vor allem beim Abseilen an nassen Seilen, wodurch man sie kaum noch halten kann - sehr gefährlich!
Dynamische Kletterseile sind NUR in Ausnahmefällen in der Höhle anzuwenden, da die Dehnung beim Aufstieg kontraproduktiv ist und sogar gefährlich sein kann!
Absicherung in Vertikalhöhlen
Die sichere Befahrung von Vertikalhöhlen bzw. Schächten hängt nicht nur von deiner persönlichen Ausrüstung, sondern auch von den in der Höhle angebrachten Sicherungspunkten ab. Grundsätzlich ist jeder/jede selbst für seine Sicherheit verantwortlich, auch dann, wenn er/sie bei einer Höhlenbefahrung bereits Fixpunkte und/oder Seile vorfindet. Überprüft diese immer sorgfältig und setzt ggf. neue Fixpunkte.
Ein Fixpunkt bedeutet im allgemeinen das Setzen eines Bohrhakens mit einer Akku-Bohrmaschine, so dass daran mit Hilfe einer Lasche und eines Karabiners das Seil befestigt werden kann. An Schachtabstiegen wird ein zweiter Bohrhaken als Hintersicherung gebohrt. Diese Art der Absicherung bietet eine hohe Sicherheit und ist langlebig; kurzzeitig ist es allerdings auch möglich, Sicherungspunkte mit Bandschlingen o.ä. zu fertigen.
Die Technik der Absicherung in Höhlen ist anspruchsvoll und von vielen Faktoren (Gesteinsart, Wasserführung, Eisbildung...) abhängig. Bevor Du selbst loslegst, lass dich unbedingt von Experten_innen schulen; Sicherheit ist in der Höhle das oberste Gebot!
Achte bei der Auswahl deines Equipments immer auf Qualität; Vorsicht ist immer bei gebrauchtem Material, insbesondere bei Gurten und Seilen geboten! Überprüfe dieses unbedingt vor jeder Tour und halte dich an die angegebenen Verschleißzeiten!
Was Du brauchst, um Fixpunkte zu setzen, erfährst du hier:
Der Anker wird mit einem Hammer bis zur vorgeschriebenen Länge in das Bohrloch getrieben; am überstehenden Ende wird die Lasche mit einer Mutter befestigt.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Lasche und der Dübel aus dem gleichen Metall bestehen, um sich nicht gegenseitig aufzulösen/zu oxidieren.
Mit Hilfe der Schraubglieder und einem entsprechenden Knoten wird das Seil in die Lasche eingehängt.
Hier empfiehlt sich die Variante mit der großen Öffnung für das Seil (LO).
Auch die Schraubglieder sollten aus dem selben Material wie die Lasche bestehen oder nach der Begehung wieder mitgenommen werden.
Der Unterschied zu normalen Hämmern besteht im reduzierten Gewicht und darin, dass sich meist im Griff ein Schraubenschlüssel für 8er Muttern befindet.
Hier beim KONG ist sogar noch ein Schraubenschlüssel für 10er Muttern direkt im Kopf des Hammers.
Es empfiehlt sich die Wahl einer leistungsstarken und robusten Maschine. Bewährt hat sich vor allem für lange Touren und die Neulandforschung die Variante mit Wechselakkus, da die Betriebsdauer vor Ort so natürlich deutlich verlängert werden kann.
Besondere Ausrüstung
Es gibt sehr unterschiedliche Höhlen, die besondere Ausrüstung erfordern. Für die meisten Höhlen braucht man zum Glück vieles nicht. Einiges kann man sich leihen oder dein zukünftiger Verein verfügt über eine gut ausgestattete Materialkammer.
Was Du bei anspruchsvollen Höhlentouren brauchen könntest, wenn dich der Höhlenvirus erst mal gepackt hat, erfährst du hier:
Zustieg
Für viele Höhlen fängt es schon mit einer bergtauglichen Wanderausrüstungen an. Bei schwerem Gepäck sind Trekkingstöcke sicherlich hilfreich.
Im alpinen Bereich können auch Schneeschuhe, Skitouren-Ausrüstung, Klettersteigset oder eine komplette Kletterausrüstung nötig sein.
Und manchmal brauchts auch ein Boot.
Eishöhle
In einigen alpinen Höhlen gib es Eis, sodass Grödeln oder Steigeisen nötig sein können.
Evtl. wird sogar eine Eiskletter-Ausrüstung benötigt.
Höhlentauchen
Das Tauchen in einer Höhle ist sehr komplex und unterscheidet sich sehr stark vom normalen Tauchen.
Hier empfiehlt sich der Kontakt zu den Höhlentauchern_innen in den Verbänden und Vereinen.
Ohne Neoprenanzug (ca. 5 mm oder mehr) kommt man allerdings in Wasserhöhlen meist nicht weit.
Alles ist denkbar
Für eine Forschungsexpedition muss individuell geplant werden:
Ausstattung eines kompletten Basislagers. Brauch ich z.B. auch ein Satelittentelefon oder Helikopter?
Und es gibt die verrücktesten Anforderungen:
Darfs ein Schutzanzug mit Kühlung sein?
Für die Vermessung von Höhlen
Entfernungs-, Neigungs- und Winkelmesser
Ob man einen Kompass, ein Maßband und einen Neigungsmesser verwendet oder ein Gerät, welches alles zusammen in einem Vorgang digital erledigt, ist hauptsächlich abhängig von den Vorlieben und den Möglichkeiten.
Inzwischen gibt es auch schon portable 3D-Scanner (LIDARs), die im Eigenbau leistbar sind.
Skizziergerät
Klassisch mit Stift und Geodreieck auf Papier oder digital mittels PDA, Smartphone oder Tablet, Hauptsache man kann sofort vor Ort skizzieren, wie der Raum in der Draufsicht sowie in der Seitenansicht aussieht.
Diese Skizzen sind die Grundlage für den späteren Plan.
Planzeichentools
Auch hier gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten und keinen Goldstandard. Zudem hat jedes Land seinen eigenen Standard, was auf einem Plan wie verzeichnet sein soll/muss.
Es kann also mit Tusche auf Millimeterpapier oder am PC gezeichnet werden. Die benötigte Software gibt es oft kostenlos.
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