Was motiviert uns, unter die Erde zu gehen?
Was motiviert uns - höher, tiefer, weiter...
Die größte Höhle der Welt
Was kann man finden?
Auf den ersten Blick erscheinen Höhlen als ein Reich der Finsternis; unzugänglich, geheimnisvoll, mystisch, manchmal vielleicht sogar furchteinflößend. Auf den zweiten Blick, wenn man sich auf diese Umgebung einlassen möchte, erhält man eine Vielfalt an faszinierenden Eindrücken, die alle Sinne ansprechen, die Lust machen, um die nächste Ecke zu schauen, die dich zum Staunen bringen, die einfach an der Oberfläche nicht möglich sind.
Unentdecktes Land
Stelle dir vor, du bist der erste Mensch, der seinen Fuß auf ein Stück Land setzt, das noch nie vorher von einem anderen Menschen betreten wurde. An der Oberfläche dieser Erde sind die "weißen Flecken", wo dies möglich ist, ziemlich rar geworden. Aber die Entdeckung, dass unsere Erde sozusagen eine oder mehrere unterirdische Etagen hat, führt dazu, dass wohl jedem/jeder Höhlenforscher_in dieses besondere Erlebnis der "Neulandentdeckung" möglich ist. Die Wege dorthin sind sicher manchmal beschwerlich, aber das Gefühl, dort angekommen zu sein und tatsächlich vom Menschen unberührte Räume zu betreten... unbeschreiblich!
Spannende & Neue Tierarten
Höhlen stellen sensible Lebensräume für viele Tierarten dar.
Tiere wie z.B. der Dachstein-Blindkäfer (Höhlentier des Jahres 2021!) oder der in Slowenien vorkommende Grottenolm leben ausschließlich in Höhlen und können außerhalb nicht überleben. Häufig finden sich darunter endemische Arten - die nur in einem kleinen Gebiet vorkommen.
Noch längst sind nicht alle Arten, die in Höhlen leben, bekannt und erforscht!
Bis auf die in Eingangsbereichen lebenden Wildtiere wie Füchse, Dachse, Bären, Schlangen (je nach Gebiet) geht von den Höhlentieren im Inneren der Höhlen keine direkte Gefahr für den Menschen aus.
Gesteinsformationen
Nirgendwo sonst kann man Geologie – im wahrsten Sinn des Wortes – so hautnah erleben wie in Höhlen, die den exklusiven Zugang in das Innere von Bergen erlauben. Schatzsucher_innen werden zwar nicht auf ihre Rechnung kommen, aber den Besuchern offenbart sich im Schein der Lampe eine steinerne Welt, die ihresgleichen auf der Erdoberfläche lange sucht. Man lernt verstehen, wie Wasser einerseits langsam den Fels auflöst und Hohlräume entstehen lässt; andererseits aber neue Formationen entstehen, die Tropfsteine mit ihrer Formen- und Farbenfülle.
Archive vergangener Zeiten
Höhlen sind uralte Gebilde, deren Entstehung lange vor dem Erscheinen des Menschen begonnen hat. Deshalb sind sie wichtige Archive vergangener Zeiten. Geschützt vor Umwelteinflüssen überdauerten in Höhlen Überreste von z.T. heute ausgestorbenen Tierarten wie beispielsweise des Höhlenbärs. Auch die Menschheitsgeschichte kann anhand der Funde in Höhlen nachvollzogen werden, suchten doch die Steinzeitjäger vielfach Höhlen als Unterschlupf aber auch als Kultplatz auf.
Große Bedeutung erlangten in jüngster Zeit Tropfsteine in Höhlen, die einem Buch der Erdgeschichte gleich die Änderungen der Umwelt und des Klimas oberhalb der Höhle aufzeichnen – und das über viele Tausende Jahre.
Was ist spannend?
Es ist eine tolle Erfahrung, im Umfeld "Höhle" wieder auf dich als Mensch "reduziert" zu sein, ohne Internet, ohne Handy, ganz auf Dich, deine Sinne und dein Team konzentriert.
Du merkst, wie es auf jeden ankommt, wie das Wort "Team" an Bedeutung gewinnt, wie deine Sinne auf Kleinigkeiten wie den Luftzug, das Geräusch von Wassertropfen oder die Bodenbeschaffenheit reagieren; etwas, was wir allzuoft in der Hektik des Alltags gar nicht mehr beachten.
Du erfährst, dass die Höhlenumgebung dir Grenzen aufzeigen kann, dir aber auch die Möglichkeit gibt, deinen Horizont und deine Fähigkeiten zu erweitern.
Technische Herausforderung
Der Aufenthalt in Höhlen fordert und fördert viele Talente in Dir!
Die Bewegung in dunklen Räumen, auf glitschigem Boden, über Felsbrocken, durch schmale Spalten, über Gräben und Wasserläufe hinweg fordert deine Beweglichkeit, deinen Gleichgewichts- und Orientierungssinn.
Auch das Auf- und Absteigen am Seil in weiten und engen Schächten sowie die Vermessung der Hohlräume bietet Herausforderungen.
Erlebnis der Sinne
Lampe aus und spüre deine Umgebung! Du wirst nichts sehen, nur über deine Sinne kannst du den Raum, in dem du dich gerade befindest, erleben... Die Augen schließen, konzentriere dich auf deine Sinne Riechen, Fühlen, Hören... Der Wassertropfen links von dir, der auf harten Stein aufkommt, die Hand zum Boden, ist es Sand, Lehm, Gestein oder gar Wasser? Der Geruch ist je nach Höhlenart immer anders und doch so vertraut.
Naturgewalten
Durch Ritzen und Fugen dringt das Wasser ins Erdinnere bis es auf eine wasserundurchlässige Schicht wie Lehm stößt. Bis dahin löst es das kalkhaltige Gestein: Kleine Löcher werden zu großen Hohlräumen, feine Rinnen zu weiten Gräben. Ein weit verzweigtes Netz unterirdischer Flüsse, Täler und Höhlen entsteht.
Zeitbewusstsein
Du wirst keine Sonne oder Mond sehen, dadurch verlierst du schnell das Bewusstsein der Zeit. Wichtig in diesem Zusammenhang ist das Beachten der Alarmzeit. Schaue regelmäßig auf die Uhr, mache geregelt Pausen, Essen und Trinken gerät schnell in Vergessenheit. Bei Mehrtagestouren ist es zudem wichtig, nach der Uhr schlafen zu gehen und sich einen Wecker zum Aufstehen zu stellen.
Wer macht sowas?
Interessierte / Sportler_innen
Man muss kein_e Wissenschaftler_in oder Forscher_in sein, die Faszination an der Natur oder der sportliche Aspekt treiben den Großteil der Menschen an, die in die Höhle gehen.
Das heißt jedoch nicht, dass andere Sicherheitsstandards gelten sollten und auch die selben Regeln zum Höhlenschutz müssen von allen beachtet werden.
In einigen Ländern wird das Begehen von Höhlen unter anderem als Unisport angeboten und auch einzelne Schulen gehen mit ihren Schüler_innen auf Höhlenexkursionen.
Höhlenforscher_innen
Die Höhlenforscher_innen (Speläolog_innen) erkunden und schützen Höhlen- und Karsterscheinungen. Dazu arbeiten sie mit weiteren Disziplinen wie der Geologie, der Hydrologie, der Archäologie oder der Biologie zusammen.
Zu den Hauptaufgaben gehört das Auffinden neuer Höhlenteile sowie deren Vermessung, Kartierung und Dokumentation. Dabei werden die Messdaten in Pläne überführt und an den zuständigen Katasterverein weitergeleitet. Zudem werden die Besonderheiten/Eigenschaften der betreffenden Höhle in Befahrungsberichten veröffentlicht.
Wissenschaftler_innen
Die Höhlenforschung (Speläologie) ist ein breites interdisziplinäres Forschungsfeld. Geolog_innen befassen sich mit der Frage, wie und wann Höhlen gebildet wurden und untersuchen Höhlensedimente und Tropfsteine, um vergangene Umweltveränderungen zu rekonstruieren. Hydrogeolog_innen folgen den unterirdischen Wasserläufen und überwachen die Qualität von Karstquellen. Paläontolog_innen erforschen Knochen und Zähne von Tieren, die vor Jahrtausenden gelebt haben. Archäolog_innen führen in Höhlen Ausgrabungen durch und bergen unschätzbare Spuren des prähistorischen Menschen und Zoolog_innen und Mikrobiolog_innen spüren Organismen auf, die immer oder nur zeitweise in Höhlen leben.
Rettungskräfte
Wie bei jedem alpinen Betätigungsfeld ist die Bergung im Falle eines Unfalls sehr aufwändig. Deshalb haben sich auf lokaler Ebene Rettungsorganisationen gebildet, welche aber auch international agieren (siehe Untersberg und Thailand).
In Deutschland ist die Höhlenrettung an die Bergrettung angegliedert und eine Sonderausbildung für Bergretter_innen. In Österreich ist die Höhlenrettung eine eigene Rettungsorganisation und getrennt von der Bergrettung, kooperiert allerdings mit der Bergrettung in Einsätzen.
Höhlenretter_innen sind allerdings meist privat sportliche Höhlengeher_innen oder Höhlenforscher_innen.